Unsere Igelstation im Tierschutzverein Lübben 🦔
"Schreib doch mal was zur Igelstation", haben sie gesagt." Ihr macht doch so viel," ...wenn ich nur wüßte, wo ich anfangen soll.🤔
Denn, seit 7 Wochen hagelt es Igel. Bevorzugt Welpen, denn diese, wenn sie spät dran sind, kommen erst im August/September auf die Welt. Und sie haben es aus den verschiedensten Gründen echt schwer mit ihrem Start.
Da waren als erstes Bibi, Tina, Amadeus und Sabrina. Die leichteste 89 g bei Fund, die schwersten ein bißchen über 100 g. Mama-Igel lag überfahren auf der Bahnhofstraße und umsichtige Anwohner griffen sich schließlich die Bande und brachten sie zu uns. Hier gab es für uns die ersten Augenringe (ja, die ganze Familie wird in die Igelpflege mit eingespannt). Denn anfangs gab es auch noch nachts Welpenmilch aus der Spritze. Mittlerweile sind die 4 groß und stark geworden, kratzen alle an der 700g-Marke und haben heute ihren Auswilderungstag in die Freiheit. Im Rahmen eines Waldpädagogik-Projekttages mit einer Schulklasse durfte Förster Gernod Heindel die 4 mitnehmen und heute in Calau in die Freiheit entlassen. Super gelaufen!💪🏻
Auch die nächsten Igelwelpen, die so nach und nach vermeldet und gebracht wurden, konnten wir wieder gut auf die Beine helfen. Die meisten waren extrem ausgekühlt, einige hatten sich auch einen Infekt eingefangen, denn der September brachte ab der 2. Woche Kälte und viel Regen. Snuggle-Wärmepad, Inhalator und in einem Fall Antibiotika vom Tierarzt brachten aber alle wieder auf die Beine. Sogar die arme Maus, die in Freiwalde aus einem Pool gefischt wurde.
Nur für ein sehr kleines Igelmädchen kam leider jede Hilfe zu spät. Nur 130 g leicht, hatten Kreislauf und Stoffwechsel schon abgeschaltet, sie wurde nicht mehr warm. Und während andere an diesem Samstagmorgen um 8 Uhr ihre Kaffeetasse in der Hand hielten, hielt ich die kleine namenlose "Nr. 9", die sich wenige Stunden nach Ankunft auf den Weg über die Regenbogenbrücke machte.🌈
Diese Momente sind alles andere als schön, hadert man doch auch immer wieder mit sich selbst, ob man wirklich alles getan hat, was möglich war. Wenn es einem aber gelingt, einen schon fast erfrorenen apathischen Zwerg dem Tod von der Schippe zu greifen, so wie den kleinen "Mucki", kurz darauf oder gestern die noch namenlose "Nr.19", dann glaubt man wieder an sich selbst und macht weiter.
Dieses Jahr so scheint es, werden unglaublich viele hilfsbedürftige Igelwelpen aufgefunden. Auch wenn bei uns alle Plätze belegt sind, beratend und unterstützend können wir auf jeden Fall helfen.
Nur wenn man Anrufe bekommt, wo Leute wissentlich ein Welpenmilch und Medikamente benötigendes Igelbaby bei sich behalten, aber 4 Tage lang nicht bereit sind diese zu besorgen bzw. den Igel in fachgerechte Hände zu geben, weil der ja so süß ist und man sich ein bißchen ausprobieren will (mit Fencheltee wird das schon...) und sich dann erst Tage später meldet, weil es dem Igel so schlecht geht... dann platzt einem, unfein gesagt, dann doch der A...
Wenn die Igelpäppelstelle dann einspringen soll und die Sterbebegleitung machen soll, weil jetzt ist es ja nicht mehr putzig...tut mir leid, da kann man nicht freundlich bleiben. Da bin ich leider sehr direkt.
Auch nicht putzig ist die Tatsache, dass bisher schon zwei erwachsene Igeldamen in unsere Obhut kamen, die massivstes Untergewicht hatten. Zu einer Zeit, wo sie eigentlich noch genug Nahrung finden müßten. Eine aus einem Neubaugebiet in Lübbenau, ist die glückliche "Lucky". Diesen Namen hat sie, weil sie trotz der kläglichen 554 g (Hälfte ihres Normalgewichtes), das sie mit unzähligen Zecken bei Aufnahme auf die Waage brachte, auf einem guten Weg ist. Sie wird überleben. Aber sie wird Monate brauchen, um ausreichend zuzunehmen und den Winterschlaf definitiv nicht in der Freiheit verbringen.
Die zweite Igeldame aus dem Lübbener Stadtgebiet hatte weniger Glück. Zwar wog sie bei Auffindung 20g mehr als ihre zuvor genannte Artgenossin, war aber schon so geschwächt, dass ein Infekt leichtes Spiel hatte und die Igelin trotz laufender Antibiose verstarb.
Diese ausgehungerten Igel sind keine Einzelfälle und zeigen uns sehr deutlich, warum der Igel auf der Vorwarnliste der bedrohten Arten steht. Der Igel als Kulturfolger findet, gerade im städtischen Bereich, nicht mehr genug Nahrung.
Man kann hier nur an alle Garten-und Grundstücksbesitzer appellieren... Bitte gestaltet eure Gärten igelfreundlich und füttert regelmäßig zu!!!
Sehr freue ich mich darüber, dass, zumindest in meiner Nachbarschaft, viele Anwohner Igel unterstützen, zufüttern und achtsam sind.
Vielleicht habe ich einfach nur zu gut genervt...😉
Im Ernst: Das ist toll, denn:
Jede Igelpflegestelle hat ihre Kapazitätsgrenzen. Ob räumlich oder von dem was zeitlich und finanziell zu leisten ist.
An dieser Stelle muß dem Tierschutzverein Lübben noch mal ein riesengroßes Danke ❤️ ausgesprochen werden, denn selbstverständlich ist die Hilfe für Wildtiere nicht.
Von staatlicher Seite gibt es keine Unterstützung. Es wird alles über das Ehrenamt und Spenden getragen.
Seit Anfang September haben wir 20, teils intensiv pflegebedürftige Igel bei uns aufgenommen. Teilweise mußten wir weiter vermitteln, weil die Anfragen unsere Möglichkeiten sprengten und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht.
Was geht, werden wir leisten. Bis weit in den Dezember rein wird da noch viel Arbeit sein, die wir aber von Herzen gerne leisten, auch wenn das Privatleben in dieser Zeit fast auf "Null" fährt.❤️🦔