Artikel Lausitzer Rundschau
Der Inhalt ist unter dem Zeitungsbild nachzulesen (aus LR online).
LAUSITZER RUNDSCHAU
Katzen in Lübben (Ein Artikel von Terence Lee)
Darum suchen diese Streuner ein neues Zuhause
Nach einem Hinweis auf zahlreiche verwahrloste Katzen auf dem Grundstück eines älteren Herrn schaltete sich der auch den Unterspreewald betreuendeTierschutzverein Lübben ein. Inzwischen sind alle versorgt.
(aus LR online, Lübbener Rundschau,16. Dezember 2024, 05.00 Uhr)
Der Lübbener Tierschutzverein ist für sechs Ortsteile zuständig, aber unterstützt auch außerhalb des Stadtgebietes, wie in diesem Fall im Unterspreewald. Bereits im Frühjahr erreichte den aus Spenden finanzierten Verein der Hinweis von Stadt und Veterinäramt, dass sich auf einem Grundstück viele verwahrloste Streunerkatzen herumtreiben. Nachbarn hatten sich an das Ordnungsamt gewandt, weil die Anzahl der Tiere stetig zunahm.
„Überwiegend sind Gemeinden verantwortlich für Fundtiere“, erklärt Annette Ehrlich vom Tierschutzverein Lübben. Hierfür sei im Haushalt zwar Geld veranschlagt, aber dennoch können Fundtiere Kosten verursachen, die über die Haushaltsplanung hinausgehen. Hierzu zählt unter anderem auch die Unterbringung im Tierheim. Dies sei auch der Grund, weswegen sich an den Verein gewandt wurde.
Fehlende Verantwortung führt zu unkontrollierter Vermehrung
Der Verein bietet keine Unterkünfte für Fundtiere und dient auch nicht als reine Pflegestelle. Vielmehr ist es Aufgabe des Vereins, Tiere zu füttern, zu fangen, medizinisch zu versorgen und zu kastrieren. Bei so vielen Katzen ist insbesondere der zeitliche Aufwand nicht unerheblich, erklärt Ehrlich.
Sie vermutet, dass der ältere Herr, dem das Grundstück mit den gemeldeten Katzen gehört, am Anfang ein oder zwei unkastrierte Besitzerkatzen hatte. Diese hätten sich dann unkontrolliert vermehrt. In Dörfern und ländlichen Gegenden sei es nicht üblich, Haustiere zu kastrieren, erklärt die engagierte Tierschützerin. „Viele übernehmen einfach die Verantwortung von ihrem eigenen Besitzertier nicht“, schildert sie und bringt ihre Verzweiflung über das Unverständnis vieler Tierhalter zum Ausdruck.
Nicht mehr Herr der Lage – Tiere verwahrlosen
Inzwischen sei der Mann nicht mehr in der Lage, Herr der Situation zu werden. Die Katzen sind sich selbst überlassen. In einer aufwendigen Aktion wurden dann die verwahrlosten Tiere über Wochen einzeln in Lebendfallen zur medizinischen Begutachtung und Kastration eingefangen. Bei den meisten Tieren wurde eine deutliche Unterernährung festgestellt.
Entgegen vieler Meinungen sei es nicht so, dass sich die Vierbeiner in freier Wildbahn selbst versorgen können, sagt Ehrlich. Sie müssten zusätzlich gefüttert werden. Des Weiteren wurden Parasitenbefälle und Infektionen festgestellt. Einige der Samtpfoten verbrachten daher zunächst Zeit in einer Quarantänebox.
Alle Katzen seien inzwischen medizinisch versorgt, geimpft und kastriert worden. Ein älteres Tier sei allerdings inzwischen verstorben, bedauert Ehrlich. Die noch vorhandenen zwölf Katzen sollen nun in einem deutschlandweiten Aufruf an Menschen mit reichlich Platzangebot vermittelt werden. Es handle sich dabei nicht um die klassische menschenbezogene Kuschelkatze, sondern um scheue und vor allem freiheitsliebende kleine Räuber.
Es sei durchaus zu erwarten, dass sie nach einer gewissen Eingewöhnungszeit auch den Kontakt zu Menschen suchen, aber in der Wohnung seien sie keinesfalls zu halten. Gut aufgehoben fühlen sie sich auf einem großen Grundstück mit viel Natur, wo sie sichere und trockene Unterschlüpfe haben und regelmäßig gefüttert werden.
Fehlende Katzenschutzverordnung
Annette Ehrlich möchte eindringlich an Haustierbesitzer appellieren, ihre Katzen und Kater kastrieren zu lassen, um einer unkontrollierten Vermehrung vorzubeugen. Eine steigende Streunerkatzen-Population sei verantwortlich für viel Hunger, Leid und Krankheit, insbesondere bei Kitten. Diese überlebten häufig nicht einmal ein halbes Jahr. Ihr Ende sei dann eine Infektion, Tod durch Verhungern oder auch der Straßenverkehr.
An dieser Stelle weist Ehrlich auf eine noch immer fehlende Katzenschutzverordnung in Lübben hin, die eine Chip- und Kastrationspflicht vorsieht. In vielen Städten gäbe es bereits solche Verordnungen, in Lübben und Lübbenau aber beispielsweise nicht. Dennoch lobt sie die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Veterinäramt.
Was tun, wenn ich einen Streuner finde?
Eine Streunerkatze erkenne man in der Regel an ihrer äußerlichen Erscheinung, aber auch durch sehr scheues und ängstliches Verhalten. Überwiegend kommen sie erst nachts aus ihren Verstecken. Es gibt aber auch Katzen, denen man es nicht auf den ersten Blick ansehen kann. Sie rät daher, die Situation über Tage zu beobachten und sich bei einem Verdacht an den Tierschutz, das hiesige Ordnungs- oder Veterinäramt zu wenden.
Die Tiere werden dann gefangen, medizinisch untersucht, gechippt und bei Bedarf kastriert. Um den Überblick zu behalten, wird dem Tier während der Narkose die linke Ohrspitze kupiert. Dies diene lediglich der Erkennung und wirke sich nicht auf das Tier aus.
Zu Beginn werde aber erstmal festgestellt, ob es sich nicht doch um ein Tier mit einem warmen Dach über dem Kopf handelt. Sollte die Samtpfote einen Chip haben, kann der Besitzer ausfindig gemacht und informiert werden.